[SEMINAR] Dialogical forms of knowledge production

“Jean Luc” from the Series “Six fois deux”, Jean-Luc Godard and Anne-Marie Miéville, 1976.

Description in German.

Dialogische Formen der Wissensproduktion in der Kunst seit 1960

Blockseminar, Frühjahrssemester 2018, Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich (Prof. Dr. Bärbel Küster, Lehrstuhl Moderne und Zeitgenössische Kunst)

Seit den 1960er Jahren spielt in der Kunst das Konzept der Dialogizität eine maßgebliche Rolle. „Dialogisch“ nennt die Wechselwirkung zwischen Künstler, Werk und Empfänger. Diese Entwicklung einer nicht-monologischen Vorstellung der künstlerischen Tätigkeit erweist sich zudem als untrennbar von den Geisteswissenschaften und deren Entwicklung in dieser Zeit. Die Debatten um Strukturalismus und Post-Strukturalismus unterzog die Definition der Form sowie des Sinns, aber auch des Subjektes, der Autorschaft und der Wahrheit einem grundlegenden Wandel. Beteiligt an dieser theoretischen Verwandlung arbeiten Künstler und Filmemacher neben Anthropologen an einer anderen Definition ihrer Aktivität, mit dem Anspruch, neue Formen von Wissen zu produzieren: partizipativ, dynamisch, unhierarchisch, komplex. Die Dualismen von Bild und Text, Schrift und Sprache, Werk und Werkkommentar, Ton und Bild, Bedeutung und Form, Rationalität und Magie werden entpolarisiert, ebenso wie Dokument und Fiktion, Mythos und Geschichte, Kunst und Wissenschaft hinterfragt werden. Dadurch wird eine künstlerische Forschung ermöglicht und der Subjektivität ein Erkenntnispotenzial verliehen.

Ziel dieses Blockseminars ist es, die künstlerische Verwendung des dialogischen Prinzips in Film und bildender Kunst nachzuvollziehen. Auf der Basis einer Einführung in grundlegende philosophische und literaturwissenschaftliche Konzepte des Dialogischen wird das Werk des französischen Filmemachers und Anthropologen Jean Rouch (1917-2004) und seine „partizipative Anthropologie“ als Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst zum Ausgangspunkt dienen. Zahlreiche weitere künstlerische und filmische Arbeiten von Guy Debord, Jean-Luc Godard, Andy Warhol, Lothar Baumgarten, Ilya Kabakov, Harun Farocki, Mike Kelley und Hito Steyerl werden auch untersucht.